Knowledge Graph - Eine der bedeutendsten Entwicklungen der Internetsuche
Der Knowledge Graph ist eine der bedeutendsten Entwicklungen im Bereich der Internetsuche der letzten Jahre.
Trotzdem ist das Wissen über die Nutzung und Funktionsweise meist auf die IT-Fachwelt beschränkt.
Aufgrund seiner weitreichenden Auswirkungen, besonders bei Google, sollten sich alle Website-Betreiber mit dem Knowledge Graph im Detail auseinandersetzen.
Was ist ein Knowledge Graph?
Um zu verstehen, wie der Knowledge Graph von Google, Facebook & Co. funktioniert, solltest Du ein Grundverständnis über Knowledge Graphs im Allgemeinen entwickeln. Dabei handelt es sich um eine Wissensdatenbank, in der Einzelinformationen auf strukturierte Weise aufgearbeitet werden, sodass aus diesen Informationen Wissen entsteht. In einem Knowledge Graph werden sogenannte Entitäten (Knoten) über Kanten miteinander in Beziehung gebracht, mit Attributen versehen und in einen thematischen Kontext gebracht. Was schrecklich kompliziert klingt, ist aber gar nicht so schwer zu verstehen. Ein Beispiel verdeutlicht die Grundstruktur eines Knowledge Graphs:
Eine Entity wird nach bestimmten Entitätstypen klassifiziert, wie Länder, Städte und Sehenswürdigkeit (also z. B. Deutschland, Berlin und das Brandenburger Tor). Die drei genannten Entitäten werden mit den jeweiligen Attributen „Land“, „Stadt“ und „Sehenswürdigkeit“ beschrieben. Die Kanten zwischen diesen Entitäten beschreiben deren Beziehung untereinander. Im vorliegenden Beispiel: Das Brandenburger Tor ist eine Sehenswürdigkeit in Berlin und Berlin ist die Hauptstadt Deutschlands. Anhand dieser Grundstruktur kann ein Knowledge Graph Fragen beantworten, wie beispielsweise „Wie heißt die Hauptstadt von Deutschland?“, „Was ist eine Sehenswürdigkeit in Berlin?“ und „Welche Sehenswürdigkeiten gibt es in Deutschland?“
Wozu werden Knowledge Graphs genutzt?
Das im letzten Abschnitt dargestellte Beispiel hat Dir verdeutlicht, dass diese Art der Informationsstrukturierung in fast allen Wissensdisziplinen eingesetzt werden kann. Graphen sind vor diesem Hintergrund ein sehr mächtiges Instrument der Netzwerkforschung. Der Suchmaschinengigant Google setzt Graphen dazu ein, um die Beziehungen zwischen Dokumenten und Websites zu analysieren. Der Social Media Riese Facebook verwendet sie, um die Beziehungen zwischen Profilen von Menschen und Firmen zu verstehen.
Was ist der Knowledge Graph von Google?
Der weltgrößte Suchmaschinenbetreiter hat in den letzten Jahren eine weitreichende Transformation von einem reinen Bereitsteller von Websites zu einem Lieferanten von Informationen durchgemacht. Der Google Knowledge Graph ist eines der wichtigsten Elemente im Zusammenhang mit dieser Transformation. Dabei handelt es sich um nichts anderes als Googles semantische Datenbank, die ein erste Grundlage für die semantische Suche darstellen soll. Der Graph wurde im Zuge des Hummingbird Ranking-Algorithmus im Jahre 2012 eingeführt. Zielsetzung des Graphen ist, Content unterschiedlichster Formate zu verstehen und auf dieser Basis passende und qualitativ hochwertige Antworten auf Suchanfragen zu geben. Im Gegensatz zu den über die Google Search hierarchisch generierten Suchergebnissen ist der Graph netzwerkartig aufgebaut.
Wie zeigt Google den Knowledge Graph an?
Die Anzeige des Graphen in den Suchergebnissen kann verschiedene Formen annehmen. Dazu zählen:
Die Karussell-Anzeige
Sehr häufig kommt die Karussell-Anzeige oberhalb der Suchergebnisse zur Anwendung. Vor allem in Fällen, in denen viele Entitäten in Form einer Reihe dargestellt werden können, wie z.B. Bücher eines Autors, Filme eines Schauspielers oder Sehenswürdigkeiten einer Stadt. Klickst Du auf ein Bild innerhalb des Karussells, öffnet die Suchmaschine eine neue Seite mit den Suchergebnissen zu diesem Begriff.
Eine eigene Ergebnis-Box
Die separate Ergebnis-Box auf der rechten Seite der Suchergebnisse ist die typische Form der Knowledge Graph Darstellung. In dieser Ergebnis-Box akkumuliert Google strukturierte Daten zu einem Suchbegriff aus unterschiedlichen Quellen, wie zum Beispiel Wikipedia. Diese Art der Darstellung kommt vor allem bei der Suche nach einer einzelnen Entity zum Einsatz, wie beispielsweise „Sonne“ oder „Berlin“. Folgender Content kann in der Ergebnis-Box erhalten sein:
- Allgemeine Informationen
- Bilder mit Links zur Google Bildersuche
- Textausschnitte mit Links zur Quelle
- Hinweise auf ähnliche Suchanfragen
Mit der Einführung des Hummingbird-Updates hat der Suchmaschinengigant die Funktionalität des Graphs erweitert, sodass auch Vergleiche zwischen einzelnen Entitäten wie zum Beispiel Nahrungsmitteln oder Planeten möglich sind.
Die Google Answer Box
Eine weitere Darstellungsform des Graphs ist die Answer Box (oft auch Featured Snippet genannt). Diese oberhalb der Suchergebnisse angezeigte Box liefert Dir Antworten auf konkrete Fragen.
Wann zeigt Google den Knowledge Graph an?
Je nach Frage oder Suchbegriff gibt es verschiedenste Auslöser für die Anzeige des Graphs. Sehr häufig wird er durch eine konkrete Frage ausgelöst. Die folgende Auflistung gibt einige typische Beispiele:
- Fragen zu berühmten Persönlichkeiten: Wer ist US-Präsident?
- Fragen zu Verwandten von berühmten Persönlichkeiten: Wie heißt der Ehemann von Angela Merkel?
- Fragen zu Unternehmen und deren Führungspersonal: Wer ist CEO von Facebook?
- Fragen zu künstlerischen Werken wie Büchern oder Filmen: Welche Bücher hat Astrid Lindgren geschrieben? Wer ist/war Darsteller von James Bond?
- Fragen zu Kochrezepten: Schokokuchen-Rezepte
- Fragen zu Lebensmitteln: Nährwert Banane
- Fragen zu Entfernungen: Wie weit ist Berlin von Hamburg entfernt?
- Fragen zu Himmelskörpern: Wie groß ist die Sonne?
- Definitionen von Dingen: Was ist ein Ökosystem?
- Umrechnung von Maßeinheiten: Wieviele Meter sind eine Meile?
Studien haben ergeben, dass der Knowledge Graph inzwischen in knapp zehn Prozent aller Desktop-Suchen angezeigt wird. Bei mobilen Suchen lag der Anteil bei knapp 15 Prozent.
Welche Informationen sind Grundlage des Google Knowledge Graphs?
Die Informationen zu den verschiedenen Entitäten, ihren Attributen und ihren Beziehungen untereinander bezieht der Suchmaschinengigant aus verschiedensten Quellen. Als Quellen für unstrukturierte Daten zieht die Suchmaschine normale Websites, Suchanfragen und unstrukturierte Datenbanken heran. Quellen für semistrukturierte Daten können Enzyklopädien wie Wikipedia sein. Über semantische Datenbanken kann Google strukturierte Informationen direkt über Schnittstellen übernehmen. Zu den Quellen strukturierter Daten zählen beispielsweise das CIA World Factbook, DBpedia, Google My Business, Wikidata und YAGO.
Welche Auswirkungen hat der Google Knowledge Graph auf die SEO?
Wie bereits zuvor erläutert, ist der Knowledge Graph ein wichtiger Baustein für den Suchmaschinenbetreiber auf dem Weg vom reinen Website-Ranking zum umfassenden Informationslieferanten. Für Website-Betreiber bedeutet die Einführung und Weiterentwicklung dieses Instruments eine Schwächung ihres Traffics. Wo früher zur Informationsbeschaffung bzw. zur Beantwortung von Fragen andere Websites durchforstet werden mussten, muss der Nutzer heutzutage die Google Search nicht mehr verlassen. Der geringere Traffic aus „single keyword“ bzw. sonstigen einfacheren Suchanfragen zwingt Seitenbetreiber dazu, ihre Websites auf Mehr-Wort-Suchanfragen im Longtail-Bereich zu optimieren. Die SEO muss sich folglich in Zukunft stärker daran orientieren, welche Suchintention ein User hat und wie er danach sucht.
Der Google Knowledge Graph ist jedoch nicht nur mit SEO-Nachteilen für Seitenbetreiber verbunden. Die Answer Box bietet Dir eine hervorragende Möglichkeit, an erster Stelle in den Suchergebnissen angezeigt zu werden. Dieses Ranking kann zu einer deutlichen Steigerung des Traffics auf die jeweilige Website führen. Eine Garantie für die Anzeige in der Anzeige Box gibt es jedoch nicht. Google entscheidet auf Basis eines komplexen Algorithmus, welche Textelemente bzw. welches Markup für die Beantwortung einer Frage herangezogen wird.
Wie funktioniert der Knowledge Graph bei Facebook?
Seit 2013 verwendet auch Facebook eine eigene Variante eines Graphs, der beim sozialen Netzwerk jedoch Facebook Graph Search genannt wird. Wie Google zapft auch Facebook für die Kompilation von Daten interne und externe Quellen an. Im Grunde genommen, handelt es sich bei Facebook Graph Search um eine erweitere Funktionalität der Suche. Angemeldete User bekommen bei einer Suche auf der Übersichtsseite zusätzliche Ergebnisse aus dem Netzwerk zum gesuchten Begriff, Ort oder der Person angezeigt.
Ebenso wie Google verfolgt Facebook das Ziel, seinen Nutzern immer detailliertere und pass genauere Informationen zu liefern, um sie möglichst lange im eigenen Netzwerk zu halten. Auch bei Facebook besteht somit die Gefahr, dass andere Websites langfristig Traffic an das weltgrößte soziale Netzwerk verlieren.